Analysis of Amselsang
Friedrich Kalbfuss 1903 (Braunschweig) – 1945 (Bad Schwalbach)
Es war, als ob des Abends blaues Schweigen
sich wie ein Schleier in den Garten senke.
Und zu den höchsten, noch besonnten Zweigen
flog eine Amsel, putzte ihr Gefieder,
und fing so süß zu singen an, als schenke
sie Gott zum Dank das Schönste ihrer Lieder.
Und schon löst der müde Tag den goldnen Gürtel
und legt den heilgen Schmuck in dunkle Truhe
der schlummertiefen Nacht. Das erste Viertel
des blassen Monds steht scheu auf blauem Grunde,
und kaum vernehmbar summt die Abendruhe
ihr Schlummerlied aus unbewegtem Munde.
Die Amsel sang die Lieder dieser Erde:
Wie sie vom Morgen bis zum Abend strahlte
und ihre Kinder nie vergaß und nährte
und ihnen Tau und wieder Sonne schenkte,
die Farben wie ein Engelslächeln malte
und gütig zu dem Tor des Abends lenkte.
So nah wohl wollte sie dem Himmel kommen,
dass sie des höchsten Baumes höchste Spitze
als den rechten Platz für ihr Loblied hat genommen.
Und da sie nun den ersten Stern erblickte,
ward sie froh auf ihrem luftigen Sitze,
dass ihr das schönste ihrer Lieder glückte.
Da schmolz des Tages Gold am Himmelsrande
und schmiedete ein Netz aus Sonnenbändern,
das feurig sich um See und Wiesen spannte,
wie um die Dunkelheit damit zu fangen.
Und auf den feuchten kühlen Brunnenrändern
lag wie auf Lippen köstliches Verlangen.
Die hohen Ulmen schnitten Schattenkeile
aus dunklem Samt in Busch und Fliederhecken,
fern schrie der Grille nimmermüde Feile.
Die sanfte Nachtfrau hielt den kühlen Schleier,
erhob sich aus dem moosigen Brunnenbecken
und deckte ihn auf Wiesen und auf Weiher.
Die Amsel schwieg. Und raschen Flügelschlages
flog sie davon. Die Stille stieg und glänzte
wie junger Mond. Der letzte Schein des Tages
barg sein Gewand in dunkelblauer Lade.
Die Nacht hob ihren Sternenschmuck und kränzte
ihre Stirn und sank ans dunkle Traumgestade.
Scheme | ABACBC DEDFEF FFFFFF AGAFGF FAFAAA DADCAC GFGFFF |
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Poetic Form | |
Metre | 11111111 111101101 11111111 111111 111111111 1111111110 111111111111 111110101 1111110 11111111 111111 11111 11111011 1111011101 1110110111 110111011 11011111 111111111 111111101 111111111 1111111111 11111111 1111111 1111111011 1111111 1111111 111111101 1111111 11111111 1111111 11111 1110111 1111111 11111111 111111 1111101110 1111111 111111111 110111111 111011 11111111 11111101 |
Closest metre | Iambic hexameter |
Characters | 1,867 |
Words | 345 |
Sentences | 16 |
Stanzas | 7 |
Stanza Lengths | 6, 6, 6, 6, 6, 6, 6 |
Lines Amount | 42 |
Letters per line (avg) | 34 |
Words per line (avg) | 7 |
Letters per stanza (avg) | 207 |
Words per stanza (avg) | 43 |
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Style:MLAChicagoAPA
"Amselsang" Poetry.com. STANDS4 LLC, 2024. Web. 11 Jun 2024. <https://www.poetry.com/poem-analysis/167778/amselsang>.
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